Zur Einstufung der DGO als „extremistische Organisation“ in Russland

 

Am 25. Juli 2024 hat der Oberste Gerichtshof der Russländischen Föderation die Deutsche Gesellschaft für Osteuropakunde (DGO) als „extremistische Organisation“ eingestuft und sie zum Bestandteil einer „Antirussischen separatistischen Bewegung“ erklärt. Zum ersten Mal ist damit ein wissenschaftlicher Verband aus Deutschland, der aus mehreren Disziplinen fundiertes Wissen über das östliche Europa in Kooperation mit Kolleg:innen aus der Region bereitstellt, in Russland zu einer „extremistischen Organisation“ erklärt worden. Die DGO sieht zudem einen Zusammenhang zwischen ihrer Einstufung als „extremistische Organisation“ in Russland und einem Cyberangriff auf ihren Emailserver.

 

Das russische Vorgehen ist inakzeptabel und stellt einen massiven Angriff auf die Wissenschaftsfreiheit dar. Haftstrafen drohen in Russland nicht allein Mitgliedern der DGO, sondern unabhängig von ihrer Staatsbürgerschaft allen, die mit der DGO zusammengearbeitet haben. Bedroht sind Wissenschaftler:innen nicht allein in Russland, sondern auch bei Forschungs- und Vortragreisen in benachbarte Länder, vor allem nach Zentralasien.

 

Der Verband der Osteuropahistorikerinnen und -historiker (VOH) verurteilt den Angriff Russlands auf die Freiheit der Wissenschaft und erklärt sich solidarisch mit der DGO und ihren Forderungen an die Bundesregierung und die Hochschulen in Deutschland. So sollten Wissenschaftler:innen, die Forschungsreisen in Staaten unternehmen, die enge Beziehungen zu Russland pflegen, umfassend geschützt werden. Bestehende und neue Forschungskooperationen mit diesen Staaten sollten an eine Schutzgarantie für Wissenschaftler:innen aus Deutschland geknüpft werden. Politisch gefährdete Wissenschaftler:innen aus Belarus, Russland und anderen autokratisch regierten Staaten sollten analog zu gefährdeten Personen aus dem Medien- und Menschenrechtsbereich Schutz in Form von Asyl erhalten. Darüber hinaus bedarf es einer Strategie zur langfristigen Sicherung der Osteuropa- und darin eingeschlossen auch der Russlandforschung. Der VOH begreift es als seine Aufgabe, aktiv zur Diskussion über eine solche Strategie beizutragen.

 

Der Vorstand des VOH, 17. November 2024

 

 

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